In ganz Europa erstarken als rechtspopulistisch bezeichnete, vor allen Dingen aber völkisch-nationalistische Bewegungen und Parteien, deren Markenkern eine vorwiegend gegen die in Europa lebenden Muslime gerichtete Fremdenfeindlichkeit zu sein scheint. Die Konjunktur dieser ressentimentgeladenen Befindlichkeit verweist auf einen Veränderungsprozess innerhalb der europäischen Rechten, die die mehrheitstaugliche Hetze gegen Muslime als Vehikel benutzt, um endlich aus der Schmuddelecke des „Rechtsextremismus“ zu kommen.
In gleicher Weise scheint auch eine Ausdifferenzierung in der Artikulation antisemitischer Ressentiments zu bestehen. Der nicht mehr ganz so neuen Rechten dient die öffentlichkeitswirksame Distanzierung vom Antisemitismus vor allem als strategische Abgrenzung zum Neofaschismus und Neonazismus, um sich auf diesem Wege als modernisierte, vom historischen Ballast der faschistischen bzw. nazistischen Vergangenheit befreite demokratische Rechte zu profilieren.
In die gleiche Richtung verweisen die vermeintlich israelfreundlichen Äußerungen deutscher und europäischer „Rechtspopulisten“, die den jüdischen Staat jedoch nur als einen Bündnispartner im Abwehrkampf, den das „Abendland“ gegen „den Islam“ zu führen habe, herbeifantasieren. Sie instrumentalisieren Juden und Israel, um die eigenen fremdenfeindlichen Positionen zu legitimieren. Es mag daher kaum überraschen, dass in den Verlautbarungen etwa von der AfD der Antisemitismus nahezu vollständig „muslimischen Immigranten“ angelastet wird. Doch so real die Existenz eines islamisierten Antisemitismus ist, so verlogen ist es, wenn er ausgerechnet von deutschen Völkischen angeprangert wird.
In diesem Workshop gehen wir dem Verhältnis der neuen Rechten zum Antisemitismus nach.
Referent*in: Johannes Hohaus lebt in Leipzig und engagiert sich gegen die Widrigkeiten dieser Gesellschaft im Bildungsverein Parcours e.V.
Zeit/Ort: Sa, 15:30-17:30, Reteko